Biografie

 
 

Alfred Kornberger
(Wien 1933 – 2002 Wien)

Alfred Kornberger wird am 3. Juli 1933 in Wien geboren. Er entstammt dem kleinbürgerlichen, vorstädtischen Wiener Arbeitermilieu. Das künstlerische Talent von Alfred Kornberger zeigte sich bereits in der Schule in außergewöhnlichen Leistungen. Kornberger erinnerte sich, wie sein künstlerisches Interesse erstmals mit zwölf Jahren durch einen Mitschüler geweckt wurde. Doch ohne Maturaabschluss und angesichts der beschränkten finanziellen Verhältnisse war vorderhand an einen Besuch der Kunstakademie nicht zu denken. So war es nahe liegend, dass Kornberger zunächst eine Lehre ergriff und von 1947 bis 1951 das Handwerk eines Lithografen erlernte.

Jugend und Studienzeit

Ab seinem sechzehnten Lebensjahr besuchte Alfred Kornberger Kurse der Künstlerischen Volkshochschule der Stadt Wien, die Gerda Matejka-Felden leitete. Sein Talent fiel auf und Werke des damals siebzehnjährigen wurden bereits 1951 in einer Gruppenausstellung der Studenten der Volkshochschule im Messepalast gezeigt. Neben Arbeiten von Kornberger waren damals auch Landschaftsbilder von Otto Mühl vertreten, der zehn Jahre später durch die Begründung des Wiener Aktionismus zu größter Bekanntheit aufstieg. In einem Zeitungsartikel ergreift ein nicht näher genannter Kritiker Partei für diese „Arbeiterkünstler“, die sich trotz ihres großen Talents aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeiten kein Studium an der Akademie leisten konnten.

1952 fand Kornberger schließlich Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Robin Christian Andersen und schloss sein Studium 1956 erfolgreich ab. Ab 1955 folgten die ersten Ausstellungen, darunter die erste Einzelausstellung in der Österreichischen Staatsdruckerei in Wien 1956. 1957 bewarb sich Kornberger um ein Stipendium, das die UNESCO für einen einjährigen Aufenthalt in Bangkok, der Hauptstadt des damaligen Siam, heute Thailand vergab. Die Ausschreibung richtete sich an Künstler in ganz Europa und unerwartet erhielt Kornberger das Stipendium. An den hohen und nicht im Stipendium enthaltenen Reiskosten, beteiligten sich der Präsident der Kulturvereinigung, Manfred Mautner-Markhof und der Wiener Stadtrat Viktor Matejka.

Nach seiner Rückkehr widmete das Museum für Völkerkunde 1958 Kornbergers Arbeiten aus Siam eine eigene Ausstellung, die von einem für damalige Verhältnisse großzügigen Katalog begleitet wurden. Alle ausgestellten Arbeiten, zwölf Ölgemälde und vierundvierzig Arbeiten auf Papier in verschiedenen Techniken waren abgebildet. Das Plakat zur Ausstellung entwarf Kornberger selbst wie auch zahlreiche andere Plakate weiterer Kornberger-Ausstellungen wo der Künstler sein Talent als Grafiker und Lithograf gewinnbringend einsetzte.

Die 60er-Jahre mit den ersten internationalen Ausstellungen

Bald nach seiner Rückkehr aus Thailand bezog Kornberger ein eigenes Atelier in der Währingerstraße 91 in Wien-Währing mit einem riesigen, lichtdurchflutenden Atelierraum. Der Künstler verbrachte dort so viel Zeit wie möglich und beschränkte parallel den gesellschaftlichen Umgang mit Kollegen, Galeristen und Museumsleuten außerhalb seines Ateliers. Kornberger nahm in dieser Zeit nicht allzu oft an Gruppenausstellungen teil und Gelegenheiten für Einzelausstellungen waren ohnehin selten. 

1959 erfolgte dann die erste internationale Einzelausstellung in Stockholm wo die Sturegalleriet von November bis Dezember Ölgemälde und Papierarbeiten zeigte. Die nächste internationale Einzelausstellung veranstaltete das Grafische Kabinett der Jugoslawischen Akademie im September 1963 mit dem Titel „Alfred Kornberger. Ölbilder und Zeichnungen“. Im Juni 1964 folgte dann wieder die Österreichische Staatsdruckerei, welche in ihren Schauräumen in der Wiener Wollzeile neuerlich eine Kornberger Ausstellung mit dem Titel „Alfred Kornberger. Ölgemälde 1958-63“ zeigte. Ein Jahr später, 1965, präsentierte die Galerie Kontakt in Linz die Werkschau „Alfred Kornberger. Ölgemälde“. 

Im Juni 1967 beteiligte sich Alfred Kornberger an einer Ausstellung des Kunsthauses Krems. Erstmals zeigte er bei dieser Gelegenheit seine „maschinenartigen Gebilde“, denen er menschliches Fühlen unterlegt. Laut einem Beitrag in der Zeitschrift für Unfallverhütung von 1967 sei Kornberger nach eigenen Aussagen auf Grund grafischer Aufträge des Unfallverhütungsdienstes mit der Thematik von Maschine und Technik in Berührung gekommen. In einer umfangreichen Einzelausstellung, die das Kulturhaus Graz im August 1969 dem Schaffen von Alfred Kornberger widmete, bildeten die Maschinenbilder gleichfalls einen Schwerpunkt der Schau.

Die 70er-Jahre mit der Geburt des Sohnes Christian Kornberger und dem neuen Atelier

1971 kam Sohn Christian zur Welt und bereits zwei Monate nach der Geburt des Kindes übersiedelte die Familie in eine neue Wohnung am Aumannplatz in Wien-Währing, die vom Atelier bequem zu Fuß erreichbar war. Die frühere Atelierswohnung diente nunmehr ausschließlich der Arbeit. Die Trennung von Wohn- und Arbeitsbereich, erlaubte ein verstärktes Arbeiten mit professionellen Aktmodellen. Von nun an intensivierte sich Kornbergers Auseinandersetzung mit weiblichen Aktmodellen, die in der Folge die dominierende Stellung im reifen Werk des Künstlers einnehmen sollten.

Von November bis Dezember 1971 veranstaltete die Galerie Wittmann in Wien 13 eine Ausstellung mit aktuellen Arbeiten Alfred Kornbergers. 1973 veranstaltete die Stadt Wien den Wettbewerb „Der Mensch und die Stadt“. 118 Künstler beteiligten sich an diesem Wettbewerb, darunter auch Alfred Kornberger. Gewinner des Wettbewerbs war Karl Anton Fleck. Die Ergebnisse des Wettbewerbs wurden in der Festwochenausstellung von Mai bis August im Wiener Künstlerhaus präsentiert. Im Juni 1974 stellte Alfred Kornberger erstmals in der Zentralsparkasse und Kommerzbank der Stadt Wien aus und zwar in der Zweigstelle Gersthof in der Nähe seines Ateliers.

1975 stellte Kornberger erstmals im Bezirksmuseum Währing in Wien aus. Ähnlich wie die Zentralsparkasse sollte auch diese Institution in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle für Kornberger einnehmen. Zunehmend wandte sich der Künstler einem lokal begrenzten Interessenskreis zu, der sich in unmittelbarer Nähe rund um sein Atelier entwickelte. Der Künstler legte großen Wert auf gute Kontakte mit lokalen Behörden, mit der Bezirksvertretung und gelegentlich auch Vertretern der zentralen Stadtbehörde. Im Frühjahr 1976 kam es dann auch wieder zu internationalen Ausstellungen, diesmal in Deutschland. Die Stuttgarter Galerie Hoss zeigt die Ausstellung „Akt heute“, in der ausschließlich Werke weiblicher Aktfiguren zu sehen waren.

Im Oktober 1977 kam es dann im Bezirksmuseum Wien Währing zur ersten Ausstellung von Kornbergers Landschaftsbildern mit dem Titel „Zurück vom Urlaub - Zeichnungen und Bilder aus dem Waldviertel“. Seit 1974 fuhr Kornberger gemeinsam mit seiner Familie regelmäßig ins Waldviertel in Niederösterreich, wo er in der Gegend von Ottenschlag und Traunstein bei Verwandten seiner Großmutter wohnte. Die Begegnungen mit der kargen Landschaft, den weiten Feldern und dem grenzenlosen Horizont, inspirierten Kornberger zu Motiven, die bis dahin kaum eine Rolle in seinem Werk gespielt hatten. In zahlreichen Bildern hielt Kornberger die Topografie dieser Landschaft, ihre einsamen Bauernhöfe, menschenleeren Dörfer und schütteren Baumgruppen fest.

Das Atelier wird zentraler Lebens- und Arbeitsmittelpunkt

Die in den 70er-Jahren begonnene Konzentration auf Aktmodelle verstärkte sich und ging Hand in Hand mit einer immer stärkeren Verwurzelung in seinem Atelier. Dabei schildert Nevenka Kornberger ihren Mann als einen Menschen, der nicht alleine sein wollte. Er hatte am liebsten möglichst viele Modelle, Schüler und Freunde um sich. Kornberger holte sich lieber die Öffentlichkeit ins Atelier und hielt im Atelier gleichsam Hof. Es war immer wieder Schauplatz für kulturelle Veranstaltungen, wie Dichterlesungen oder Ausstellungen, aber auch für groß angelegte Künstlerfeste, bei denen sich Kunstinteressierte, potentielle Käufer und Lokalpolitiker gleichermaßen einfanden.

Alfred Kornberger betrachtete sein Atelier als einen öffentlichen Bereich, zu dem jede und jeder Interessierte Zugang hatte. Etwa ab 1980 bot Kornberger öffentliche Mal- und Zeichenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an, die gegen Bezahlung einer Kursgebühr zur Verfügung standen. Bekannt gemacht wurden die Kurse vor allem durch Anzeigen in den lokalen Medien, etwa dem Bezirksjournal Währing oder durch die Ankündigung der jeweils neuen Kursprogramme im Rahmen der Ausstellungseröffnungen. An die Anfänger seiner Kurse stellte Kornberger so gut wie keine Anforderungen. Die Lust an der Kreativität war das Ausschlaggebende, das es zu fördern galt. 

Im Kursprogramm verfasste Kornberger ein Plädoyer für das Ausleben der künstlerischen Kräfte ohne dass sich die Interessenten von akademischen Regeln und Normen einschüchtern lassen solle: „Malen und Zeichnen im Atelier: Ich bin überzeugt, dass viele Menschen das Bedürfnis haben kreativ tätig zu sein - sich künstlerisch auszuleben - sich zu erleben - sich mitzuteilen. Deshalb wende ich mich an alle, die gerne zeichnen und eventuell malen wollen, die sogar schon gezeichnet oder gemalt haben, versucht haben sich künstlerisch mitzuteilen, versucht haben ihre Eindrücke umzusetzen, sei es Linie oder Farbe, die dann der Mut verlassen hat und Pinsel und Bleistift beiseite legten, oder das Werkzeug erst gar nicht in die Hand genommen haben, weil sie sich sagten: das werde ich nie können.“

Kornberger weiter: „An all diese Kunstfreunde wende ich mich, um zu einer wirklichen Befriedigung ihres künstlerischen Wollens zu gelangen. Ihnen den Weg zu zeigen, wie sie ihre persönliche Kreativität ausbauen können. Ich möchte Ihnen allen schauen lernen, das „Erschaute“ umzusetzen in Linie, Fläche und Farbe. Das künstlerische Programm erstreckt sich vom genauen Zeichnen bis zum freien Umsetzen un Improvisieren mit Farbe, um so den eigenen persönlichen Ausdruck zu finden und auszubauen. Auf diesen Grundsatz sind die Kurse aufgebaut und daher für Jedermann, der will, geeignet. Ich hoffe, dass auch für Sie der eine oder andere Kurs von Interesse ist und würde mich freuen, Sie in meinem Atelier begrüßen zu dürfen“. Prof. Mag.art. Alfred Kornberger.


Die Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene waren offenbar keine große Belastung für den Künstler. Sie erschienen ihm vielmehr als Gelegenheit, im Kreise einer zwanglos gewürfelten Gruppe zu arbeiten. Meist stand im Zentrum seiner Kurse das Arbeiten vor Aktmodellen. Dabei überwog in den Kursen die Technik des Zeichnens. Gemeinsam mit seinen Schülern produzierte Kornberger vor Modellen eine Zeichnung nach der anderen. Während der Modellsitzungen arbeitete der Künstler zuweilen wie besessen, um das Motiv in allen seinen Facetten in rascher Folge einzufangen. Im Herbst 1989 präsentierte die Zweigstelle der Zentralsparkasse der Stadt Wien, Wien-Währing, die Ausstellung „Alfred Kornberger und seine Schüler“ mit Arbeiten von Teilnehmern der Privatkurse im Atelier von Kornberger.

Die intensiven 1980er-Jahre mit Professur, vielen Ausstellungen und erster Monografie

Alfred Kornberger war seit 1979 Mitglied der Vereinigung bildender Künstler Wiens. Diese Mitgliedschaft zum Wiener Künstlerhaus verschaffte ihm zusätzlich Ausstellungsmöglichkeiten, die er gelegentlich, aber bei weitem nicht regelmäßig, in Anspruch nahm. 1980 und 1983 bestritt er in der Kinogalerie im Künstlerhaus Einzelausstellungen mit neuesten Werken. 1984 war Kornberger mit mehreren Gemälden in der Ausstellung „Bildende Kunst aus Österreich. Malerei - Graphik - Plastik. 36 Künstler aus Österreich“ vertreten, die einen Überblick über das aktuelle Schaffen der Mitglieder des Künstlerhauses bot. Die Ausstellung wurde zunächst in München gezeigt, bevor sie im Ausstellungszentrum am Berliner Fernsehturm zu sehen war. 

1985 wurde Alfred Kornberger der Berufstitel Professor verliehen. Wenngleich sich Kornberger in der etablierten Kunstszene weiterhin eher rar machte, war er für ungewöhnliche, überraschende Ausstellungsideen immer wieder zu begeistern. Auf seine engen Kontakte mit der lokalen Parteiprominenz des Bezirks Währing ist wohl die Idee zurück zu führen, anlässlich der Angelobung von Soldaten des Bundesheeres am 26. Oktober 1986 im Währinger Park Bilder zu zeigen. Die Schau fand in einem Zelt des Bundesheeres statt. Das Thema dieser nur für zwei Tage angesetzten Ausstellung war der Zyklus „Gedanken gegen die Macht (Krieg)“ mit Bildern, die sich gegen den Krieg richteten. Zu Beginn des Jahres 1987 zeigte Kornberger diese Serie unter dem Titel „Alfred Kornberger. Bilder für den Frieden, gegen den Krieg“ nochmals in der Wiener Galerie im Tunnel.

Insgesamt war die zweite Hälfte der 1980er Jahre von einer für Kornberger ungewöhnlich intensiven Ausstellungstätigkeit geprägt, die in Galerien und Institutionen sehr unterschiedlichen Formats stattfand und zuweilen von hoher Prominenz aus Politik und Kultur begleitet war. Im Sommer 1986 nahm Kornberger an den Wandspielwochen der Stadt Wien teil. Siebenundzwanzig Künstler waren eingeladen, großformatige Werke im öffentlichen Raum zu präsentieren. Kornbergers Beitrag war eine Plakatwand mit einer weitgehend ungegenständlichen Darstellung , die sich grafischen Kürzeln aus der Graffiti-Kunst bediente.

Im Oktober desselben Jahres zeigte Kornberger in der Wiener Galerie Flutlicht seine neuesten Arbeiten unter dem Titel „Alfred Kornberger. Sinnbildliches. Malerei, Grafik, Plastiken“. Im November 1986 folgte in der Raiffeisenbank Währing, die Ausstellung „Alfred Kornberger. Große Welt im Kleinformat“ vom ehemaligen Bundespräsidenten und damaligen Bundesminister für Wissenschaft und Kunst Heinz Fischer eröffnet. Die persönliche Anwesenheit des Bundesministers bedeutete zweifellos eine hohe Auszeichnung für den Künstler.

Zu Beginn des Jahres 1987 zeigte Kornberger in der United Art Gallery in Wien den Grafikzyklus „Venedig“, der 1986 anlässlich eines Aufenthaltes in Venedig entstanden war. Den Wiener Stadtmotiven und Motiven aus dem Waldviertel vergleichbar, standen auch hier ausschließlich topografische Ansichten im Mittelpunkt des Interesses des Künstlers, Darstellungen von Menschen waren nicht beabsichtigt. Der Zyklus „Venedig“ dokumentiert den beständigen Arbeitseifer, den Kornberger auch während seiner Reiseaufenthalte an den Tag legte. Allerdings zog es Kornberger kaum mehr ins Ausland, viel lieber hielt er sich in seinem Atelier oder in den ihm vertrauten ländlichen Stationen im Waldviertel und im Burgenland auf. Venedig 1986 war der letzte längere Aufenthalt des Künstlers im Ausland.

Abgesehen von diesen topografischen Ansichten sollte auch in Hinkunft das Thema des weiblichen Aktes der Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit Kornbergers bleiben. Gleich zweimal stellte Kornberger im Jahr 1988 unter dem Titel: „Alfred Kornberger: Erotische Kunst. Ölbilder, Aquarelle“ Arbeiten in der Galerie Maringer im niederösterreichischen St. Pölten aus. Einer der Höhepunkte der bisherigen Ausstellungen Alfred Kornbergers bildete die Einzelausstellung in der Hausgalerie des Wiener Künstlerhauses, die im Frühjahr 1989unter dem Titel „Alfred Kornberger. Bilder“ zu sehen war. Dieter Schrage, Kurator für zeitgenössiche Kunst am Museum moderner Kunst in Wien und langjähriger Freund des Malers, hielt die Eröffnungsrede. An der Fassade des Künstlerhauses ließ Kornberger für die Dauer der Ausstellung ein riesiges Transparent mit der überdimensionalen Darstellung seines Gemäldes „Vier Striptease-Tänzerinnen“ von 1984 anbringen.

Im Zuge dieser Ausstellung wurde Kornberger einmal mehr für das Fehlen einer umfassenden Publikation über sein Werk bewusst. So entschloss er sich zur Produktion des Buches „Alfred Kornberger. Bilder und Graphiken aus den Jahren 1974-1990“, das 1991 im Eigenverlag des Künstlers erschien. Es handelte sich bei diesem Buch um die erste Monografie zum Werk des Künstlers. Auf 238 Seiten fanden 220 Werke Abbildung, wobei der Künstler großteils Arbeiten aus den späten 1980er Jahren auswählte. Beitragsautoren des Buches waren Dieter Schrage und Karl Benkovič. Kornberger legte als gelernter Grafiker in dieser Publikation größten Wert auf die optimale Reproduktion seiner Bilder.

Die späten Jahre mit Experimentierfreude, Krankheit, Arbeit, Krankheit, Arbeit und Tod

In den darauf folgenden Jahren ging Kornbergers Ausstellungstätigkeit deutlich zurück. Es folgten nur mehr kleinere Präsentationen im privaten Bereich, etwa in Arztpraxen oder Geschäftsfilialen. 1993 war Kornberger in der Ausstellung „Das Wiener Künstlerhaus in Schrems. Malerei“ in Schrems, Kunstforum Waldviertel im IDEA Designcenter, mit einem Werk vertreten.

1995 stellte Kornberger im Juwelenstudio Irene und Martin Bogyi in Wien-Währing Bilder und Schmuckobjekte aus. Im Zuge seiner wiederholten Beschäftigung mit der Skulptur war Kornberger auch auf die als Schmuckobjekt fungierende Kleinskulptur gestoßen. Er entwarf Broschen mit winzigen plastischen Darstellungen weiblicher Akte aus Gold, die mit einem dünnen Golddraht gerahmt waren. Diese Objekte waren Ausdruck für den Erfindungsreichtum und die Experimentierfreude des Künstlers, die sich auch in anderen originellen Arbeiten niederschlug. So schuf Kornberger bemalte und glasierte Tonskulpturen von rund einem Meter Höhe, die füllige Frauengestalten im Strapskostüm darstellen. Weiters gibt es zahlreiche, vom Künstler bemalte Porzellanteller, die gleichfalls Aktskulpturen zeigen.

Neben der Bevorzugung der traditionellen Ölmalerei zeigte sich Alfred Kornberger auch in seinen späten Jahren noch für neue Medien aufgeschlossen. So interessierte den gelernten Lithografen ganz besonders, welche neuen Möglichkeiten das Computerzeitalter für einen Grafiker und Künstler eröffnete. Trotz seiner reifen Jahre scheute er sich nicht, die komplizierten Grafikprogramme der ersten Computergeneration zu erlernen und damit zu arbeiten. Das Ergebnis war eine Serie von über fünfzig farbigen Computergrafiken, die Kornberger im Herbst 1996 schuf. In diesen Blättern variiert der Künstler zum einen bereits bekannte Motive, wobei die geschwungene Linie des Grafikporogramms den breiten Pinselstrich des Malers ersetzt. Zum anderen kreiert Kornberger ganz neue Motive, die völlig ungegenständlich sind und kurvig-lineare Formengebilde mit farbigen Flächen zeigen.

Ab Mitte der 1990er-Jahre litt Alfred Kornberger an einer schweren Krankheit. Auslöser dafür war wohl unter anderem sein ungesunder Lebensstil, sein Arbeitseifer, der an seinem Körper Raubbau betrieb und viele durchwachte Nächte, die mit Alkohol und Nikotin betäubt wurden. Immer wieder bekam er Schwächeanfälle und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Das Wiener Wilhelminenspital wurde seine regelmäßige Zuflucht. Dort fiel er nach schmerzhaften Anfällen zumeist in komaartige Zustände, aus denen er erst nach Tagen wieder erwachte. Stets waren diese Agonien begleitet von düsteren Vorahnungne und Visionen vom Tod. Bereits 1997 notierte Kornberger auf ein Blatt: „Der Tod ist die Krönung des Lebens. Es ist nicht angebracht, über den Tod zu lächeln oder sich zu fürchten. Der Tod ist der wesentlichste Teil der Schöpfung, denn nur so kann sich neues Leben entwickeln und sich für die Hochzeit mit ihm vorbereiten.“ 

Seine Frau Nevenka war in diesen schweren Stunden stets bei ihm. Da Kornberger zumeist auch die Nacht über in seinem Atelier verbrachte, war es für sie eine besondere Herausforderung, im Fall eines neuerlichen Zusammenbruchs rechtzeitig Hilfe für ihren Mann zu organisieren. So stark die Schmerzen auch waren, welche die immer wiederkehrenden Anfälle begleiteten, so beklagte sich der Künstler doch nie darüber. Alfred Kornberger ließ nicht locker. Sobald er wieder einigermaßen genesen war, stürzte er sich von neuem in die Arbeit und vergaß darüber alle Hinfälligkeit seines Körpers. 1999 unterzog er sich einer erfolgreich verlaufenen Augenoperation.

In den letzten Jahren nahmen die Schwächeanfälle zu, die Malperioden dazwischen wurden kürzer. Seine Frau pflegte ihn und versuchte ihm, so gut es ging, sein Leben erträglich zu machen. Den letzten Anfall erlebte er nicht mehr bei vollem Bewusstsein. Dennoch vollführte sei ausgestreckter Arm eine riesige kreisförmige Bewegung. „Er hat sein letztes Bild gemalt!“, erinnerte sich seine Gattin. Am 31. März 2002 verstarb Alfred Kornberger neunundsechzigjährig in Wien. Auf einem kleinen, nicht datierten Zettel hatte Kornberger mit flüchtigem schwarzen Filzstift ein Totengerippe gezeichnet und daneben gekritzelt: „Ich erwarte dich. Du bist ehrlicher als die Lebenden.“

Die Wiederbelebung des künstlerischen Werkes und das Werkverzeichnis der Ölbilder, die erste museale Retrospektive und das elektronische Werkverzeichnis der Ölgemälde

Nach dem Ableben von Alfred Kornberger dauert es bis ins Jahr 2004 ehe sein Werk wieder in der Öffentlichkeit präsentiert wird. Über Vermittlung des Künstlerkollegen Karl Benkovič wendet sich die Witwe des Künstlers Nevenka („Nena“) Kornberger an den Kunsthändler und Galeristen Gerald Ziwna und zeigt ihm das Werk. Ziwna ist angetan, kauft beim ersten Besuch gleich mehrere Arbeiten an und organisiert eine Einzelausstellung in seiner damaligen Galerie im Wiener Palais Harrach. Die Ausstellung wird ein großer Erfolg, einer der Besucher ist der Sammler und Museumsinhaber Rudolf Leopold, der Kornbergers handwerkliche Qualität und seine Aktzeichnungen auf einer Ebene mit Egon Schiele sieht. Leopold kauft in Folge eine große Anzahl an Werken für das Museum und verspricht eine eigene Ausstellung im Leopold Museum.

Ziwna entschliesst sich zur Produktion des Werkverzeichnisses der Ölmalereien. Für die wissenschaftliche Betreuung engagiert er den Kurator und Kunstwissenschafter Franz Smola und 2007 erscheint das vollständige Werkverzeichnis mit Abbildungen von rund 1.300 Ölwerken und einem Gesamtumfang von 454 Seiten im Wiener Brandstätter Verlag. Im Rahmen einer Einzelausstellung mit ausgewählten Ölbildern wird das neue Werkverzeichnis bei der Wiener Internationalen Kunstmesse im Wiener Künstlerhaus 2008 präsentiert. Einer der Besucher ist der Sammler und Galerist Christian Czaak, der direkt auf der Messe und ohne den Künstler (oder Ziwna) vorher gekannt zu haben Kornbergers „Der Schrei II“ kauft, ein paar Tage später weitere drei Ölarbeiten – und von da weg ebenfalls vom „Kornberger-Virus“ befallen ist. 

In Zusammenarbeit mit der Familie Kornberger initiiert Czaak 2013 die erste umfassende museale Retrospektive im Wiener Künstlerhaus mit dem Titel „Das Spektrum des Universums“ und produziert gemeinsam mit seiner Frau Michaela auch den dazugehörigen Katalog. 2013 folgt die Fertigstellung des elektronischen Werkverzeichnisses der Ölgemälde durch die Galerie Ziwna. 2014 erscheint die erste retrospektive Publikation der wichtigsten grafischen Zyklen „Der Spiegel der Zeiten“ im Eigenverlag der Galerie Czaak. 2016 beginnt die wissenschaftliche Aufarbeitung des grafischen Werkes und die Gründung der Alfred Kornberger Foundation.