Aro Ha_0986.jpg

Kritiken

 
 

Alfred Kornberger aus der Sicht der Kunstkritik

Alfred Kornbergers Werke wurden in über 130 nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. In diesem Rahmen erschienen in Medien und begleitenden Katalogen viele Kritiken und Beschreibungen. Nachfolgend eine chronologische Auswahl von kritischen Texten, die primär Kornbergers handwerkliche und inhaltlich malerische Entwicklung beschreiben.

Rupert Feuchtmüller, Leiter des Niederösterreichischen Landesmuseums und einer der wichtigsten Förderer von Alfred Kornberger im Katalog zur Ausstellung im Grafischen Kabinett der Jugoslawischen Akademie im Jahre 1963: „Überblickt man die zehn Schaffensjahre, die diese Ausstellung umfasst, dann erkennt man in den Werken eine dauernde innere Bewegung und Spannung. Niemals ist es die Unsicherheit eines suchenden Künstlers, sondern nur die Vielfalt lebendiger Kräfte, die er zu formen und schließlich zu vereinigen strebt.“

Die virulente Botschaft der großen Altmeister

Der Kunsthistoriker Ernst Köller in der Kunstzeitschrift Alte und Moderne Kunst im Jahre 1964: „Solides Können zwischen den Extremen. In Kornbergers Werk macht sich ein starker Drang zum Denkmalhaften bemerkbar. Man fühlt sich an psychologisch gleichsam „entschärfte“ Bilder des frühen Schiele erinnert, womit bereits gesagt ist, dass Kornberger sich durchaus an die Tradition der Wiener Malerei der Zeit vor dem ersten Weltkrieg anschließt und diese fortentwickelt.“

Köller weiter: „Es wäre unrichtig, ihn in die Schar der Innovatoren und Revolutionäre zuzurechnen. Er gehört zu jenen Temperamenten, die bereit sind, die Botschaft der großen Altmeister zu hören, zu verstehen und für sich virulent zu machen. Wie bei allen typisch österreichischen Künstlern bleibt auch bei Kornberger das Primat des Ausdrucksinhaltes gewahrt, Form und Stil werden niemals autonom. Was aber bei Picasso Aufruhr, Angriff, schmerzhafte Anspannung bis zum Äußersten wird, wandelt sich bei Kornberger zum Idyllischen. Das Gegeneinander wird zum Nebeneinander, Dargestellte setzen sich nicht auseinander, sondern zusammen. Die Bilder sind in eine Apotheose der einigenden Macht der Künste.“

Manipulativer Surrealismus

1964 kritisiert Peter Baum in den Oberösterreichischen Nachrichten Kornbergers „schielen nach großen Vorbildern“ und anlässlich einer Ausstellung in der Linzer Galerie Kontakt schreibt sein Kollege Herbert Lange 1965: „Dass er als eine Art malerischer „Tierstimmenimitator“ mit Cézanne, Picasso, Braque, Matisse und ein bißchen raffinierter Naivität sowie unbewußt tuendem Surrealismus manipuliert, dürfte er wahrhaftig von dem Tage an nicht mehr nötig haben, an dem seine geistige Reife entscheidend dem handwerklichen Geschick entsprechen wird.“

Für Lange ist dies demnach eine Art Durchgangsstadium im Entwicklungsprozess des Künstlers, dessen Reife noch nicht erreicht zu sein scheint: „Vorläufig ist er eine Art mulus: Für ein Wunderkind zu erfahren und als Meister zu unselbständig.“

Die Nähe der Aktionsmalerei

Anlässlich einer umfangreichen Einzelausstellung mit Kornbergers „Maschinenbildern“ im Kulturhaus Graz 1969, schreibt Dietmar Polaczek von der Grazer Neuen Zeit: „Die Maschinen haben es ihm angetan, und zwar ihre dekorative Lebendigkeit. Expressionismus ist nun wieder eliminiert, nur die heiter und fortschrittlich stampfenden Kolben und zuckenden Gelenke erfüllen die aufgespannten Flächen. Die Bewegungen werden im Folgenden immer hektischer, die Handschrift, vorher kaum in Erscheinung getreten, verflüssigt sich. Kornberger gerät auf einem etwas überraschenden Weg in die Nähe der Aktionsmalerei.

Bei aller kritischen Distanz anerkennt Dietmar Polaczek eine eigene Kreativität, die sich vom bloßem Epigonentum klar absetzt: „Kornberger baut nicht auf den Fundamenten großer Vorgänger weiter, sondern errichtet neben dem Gebäude moderner Kunst sein eigenes Türmchen, das unfreiwillig eine Menge ähnlicher Züge aufweist.“

Zur gleichen Ausstellung stellt der Kritiker der Grazer Wahrheit mit einem Ausflug von Ironie fest: „Würden die Werke von van Gogh, Giorgio de Chirico, dem malenden Zöllner Henri Rousseau, den Jugendstilmalern, den Pop und Op-Artisten eines Tages vernichtet werden und das gewaltige Œuvre Kornbergers erhalten bleiben, niemand brauchte sich um die Kunstgeschichte dieser Jahre Sorgen zu machen: Kornberger hat sie gemalt, seine Bilder umspannen die wichtigsten Richtungen in einem großen Bogen.“

Anfang der 1970er wird erstmals der Faktor Bewegung Thema

Im Rahmen einer Ausstellung in der Wiener Galerie Wittmann 1971, schreibt der Kunstkritiker Alfred Muschik im Wiener Kurier: „Kornberger operiert nun gleichsam das Motiv der Bewegung heraus und wandelte es vielfach ab, zuerst in wellenförmig sich dahinschlängelnden, mehrfarbigen Bändern, dann in Umrissen von Figuren, die sich selbst wieder eine Gliederung auf eine bewegt-schematische Weise zeigen. Die Entwicklung ging von einem Durcheinander in Farben und Formen zu größerer Klarheit.“

Harald Sterck von der Arbeiter Zeitung beschreibt gleichfalls die auf ondulierende Umrisse reduzierten Figuren und sieht darin die Gefahr der Stereotypie: „Die Problematik solchen Verfahrens, die er mit vielen Zeitgenossen teilt, liegt auf der Hand: Nachdem das Repertoire erarbeitet und durchprobiert ist, droht der Schematismus.“

Alfred Kornberger schreibt selbst über die Motivation zu dieser neuen Werkphase: „Ich versuche die Bewegung nun auf den Menschen selbst zu übertragen. Vor allem ist es der tanzende, sich rhythmisch bewegende Mensch, den ich formal zu erfassen versuche.“

Ab 1975 stellt Kornberger regelmässig im Bezirksmuseum Währing in Wien aus und diese Ausstellungen werden regelmäßig begleitet von Beiträgen des Leiters des Bezirksmuseums, Helmut Paul Fielhauer. Dieser hält besonders die eigenwillige Persönlichkeit des Künstlers fest, die nicht bereit ist, sich den Regeln des Kunstbetriebes und der Selbstinszenierung zu unterwerfen: „Die Verweigerung gegenüber dem üblichen Ausstellungsbetrieb kompensiert Kornberger mit einer ungeheuren Aktivität innerhalb seines Ateliers, wo fast immer professionelle Aktmodelle anwesend sind, wo er regelmäßig Künstlerkurse für Anfänger und Fortgeschrittene abhält und viele Künstlerfeste und Ausstellungen veranstaltet.“

Die Entdeckung des weiblichen Aktmotivs

Mit der Trennung von Wohn- und Arbeitsbereich Anfang der 1970er, intensiviert sich Kornbergers Auseinandersetzung mit weiblichen Aktmodellen zunehmend und in Folge nehmen sie die dominierende Stellung im Werk des Künstlers ein. Der Künstler beschreibt das in einem Text für eine Ausstellung in der Zentralsparkasse in Wien Währing 1974: „Der Mensch steht im Vordergrund meiner künstlerischen Arbeit. Intensives Aktzeichnen nach Modell. (...) Beginne an der Verdeutlichung des Menschen zu arbeiten.“

1975 erörtert Helmut Paul Fielhauer im Rahmen einer weiteren Ausstellung im Bezirksmuseum Währing: „Kornberger hat in den letzten Jahren seinen Weg gefunden. Über die konstruktivistischen Maschinenbilder geriet er an den Menschen, der hinter diesen Maschinen steht. Noch ist es der Maschinenmensch, die zeitgemäße Menschenmaschine. Aber immer mehr wird es der menschliche in seinem Alltag und der gelöste und geliebte Mensch der freilich im dialektischen Widerspruch nichts von seiner oft plötzlich empfundenen Undurchschaubarkeit verloren hat“.

In einer 1977 erscheinenden Ausgabe des Bezirksjournals Währing erläutert Alfred Kornberger dem Autor Karl Prinz die Auswahl seiner Motive: „Besonders Lichtverhältnisse machen ein ungewöhnliches Objekt plötzlich sehr reizvoll. Man erlebt und entdeckt es mit einem Male.“ Kornberger weiter: „Stillleben kann ich nicht malen. Am liebsten bearbeite ich das Thema Mensch. Zuerst mach ich immer eine Skizze. Ich habe immer einen Kaszettel in meinem Sakko einstecken, gemalt wird das Thema dann oft sehr viel später, es können auch Jahre vergehen.“

Der weibliche Akt als antromorphe Landschaft

Anlässlich der Ausstellung „Zurück vom Urlaub - Zeichnungen und Bilder aus dem Waldviertel“ im Bezirksmuseum Währing 1977 stellt der Künstler Karl Benkovič unter dem Titel „Landschaft-Gestalt“ einen unmittelbaren Vergleich zwischen den Landschaften und den Frauenakten des Künstlers her.

Benkovič entdeckt in den Akten anthropomorphe Landschaften, die jedoch weit davon entfernt seien, als bloße erotische Objekte aufgefasst zu werden: „Heute kann man ohne weiteres die Landschaft als eine gewaltige hingelagerte Gestalt sehen und auch Begriffe, wie Gesichts- oder Körperlandschaft, sind durchaus nicht fremd. Von dieser Warte aus sollte man auch Kornbergers (weibliche) Aktzeichnungen betrachten, die der Maler in den letzten Jahren geschaffen hat, wobei die fast manische Besessenheit auffällt, mit der ausschließlich dieses eine Bildthema umkreist wurde“. 

Benkovič weiter: „Und gerade deshalb ist bei diesem Werk die übergeordnete Gesamtschau so wichtig, da ansonsten nur ärgerliche Wiederholungen des überaus strapazierten (erotischen) Bildthemas übrig bleiben würden. Solches haben die Bilder jedoch nicht verdient. Der ganze Reichtum der Zeichnungen wird erst offenbar, wenn man diese üppigen Frauenfiguren als in die Zeitlosigkeit „eingeschmolzene“ Gebilde und Malzeichen der Natur erkennt.“

Benkovič beobachtete an seinem Kollegen Kornberger die Besessenheit, mit der sich dieser in den vergangenen Jahren auf das Thema des weiblichen Aktes konzentriert hat. Diese Ausschließlichkeit sollte sich in den darauf folgenden Jahren noch verstärken. Die Konzentration auf Aktmodelle ging Hand in Hand mit einer immer stärkeren Verwurzelung in seinem Atelier.

Facetten der Aktdarstellung und der Zeus-Zyklus

1978 nimmt Kornberger in der in Anzing/Niederösterreich stattfindenden Ausstellung zum Motto „Garten der Lüste. Hommage à Hieronymus Bosch“ teil und zeigt in einem Bild zwei füllige Damen in Straps-Bekleidung, die mit dem Fahrrad hantieren. Das Thema des weiblichen Aktes in Verbindung mit einem Fahrrad entstammt dem so genannten „Zeus-Zyklus“, der den Maler seit 1977 kontinuierlich beschäftigt.

Allein bis 1984 schafft Kornberger an die hundert Arbeiten in unterschiedlichen Techniken, wie Kurator und Kunstmanager Dieter Schrage in einem für die Zeitschrift Vernissage verfassten Beitrag „Alfred Kornberger. Zeus bedrängt eine Frau“ feststellt. Schrage berichtet ausführlich, wie Kornberger zu diesem Motiv kam: „Damals machte er Zeichnungen von einem Modell mit einem Fahrrad und nannte diese Serie „Zeus“. Der Oberste der Götter mit seiner Neigung zu Liebesabenteuern vermännlicht sich in der Gestalt eines Fahrrads, eines immer abstrahierteren Stangengebildes, einer Maschine. Zeus der Männliche, der Verwandler, Konstrukteur und Konstruierter zugleich.“

Schrage weiter: „Auch in den Arbeiten des Künstlers verwandelt Zeus sich. Die Fahrradgestalt tritt teilweise zurück, das Liebespaar immer mehr hervor, gekennzeichnet durch ein eigenartiges Sattel-Schädel-Gebilde.“ 1983-84 schafft Kornberger eine weitere Serie, wo „dann wieder das so oft sehr frei und impulsiv gemalte Stangen-Gebilde dominiert, manchmal sich verdoppelnd oder verdreifachend, oft in einem reizvollen Kontrast zu den weiblichen Formen“, so Schrage. Der Zeus-Zyklus bildete 1985 das Thema von gleich zwei Ausstellungen. Parallel war in der Zentralsparkasse Meidling die Ausstellung „Zeus bist du es?“ zu sehen und die United Art Gallery zeigte „Akte - Zeus - Akte. Arbeiten auf Papier.“ 

In der Zeitschrift Vernissage wurde der Zyklus folgendermaßen beschrieben: „Zu diesem zeitlosen Thema hat Kornberger einen umfangreichen Bildzyklus geschaffen, wobei in einer zeitgemäßen Variation der Zeus konsequent zur Maschine verwandelt wird, um damit jene Macht deutlich zu machen, die unsere Gegenwart prägt und unser Leben beherrscht.“ Ebenso 1985 veröffentlicht Dieter Schrage einen Beitrag im Visa Magazin, der sich großteils mit seinem ein Jahr zuvor veröffentlichten Vernissage-Bericht deckt. Zudem betont Schrage, dass „eine Ausstellung mit den Werken Kornbergers im Wiener Künstlerhaus längst fällig sei.“

Kornberger tritt als Schriftsteller in Erscheinung und beschreibt generell das Thema Kunst

1984 trat Kornberger zur Abwechslung als Schriftsteller in Erscheinung. Er verfasste einen kurzen Text zum künstlerischen Beitrag seines Malerkollegen Karl Benkovič anlässlich einer Präsentation am Bauernhof in Anzing, Niederösterreich. Kornberger setzt sich in diesem Beitrag kritisch mit dem Begriff des Rituals auseinander: „Rituale sind in der neuen Zeit von ihrem notwendigen geistigen Inhalt entleert. Die moderne Zeit ergötzt sich nur mehr am Materiellen und erhebt es zum Fetisch.“ 

Auch der Kunst komme eine Art Ritualfunktion zu, so Kornberger: „Die Kunst, seit eh und je ein Spiegel ihrer Zeit, zeigt hier ganz genau die Situation, in welcher der Mensch sich heute befindet, auf, und dabei ist diese Verwirklichung auch schon zu einem Ritual geworden. Allerdings zu einem Ritual, welches weder zu einem bestimmten Anlaß abläuft, noch einem gewissen Zeit-Rhythmus unterliegt. Das wäre vielleicht auch eine Erklärung, warum die Kunst autonom ist und sich daher unabhängig von allen zeitlichen Bedrängnissen manifestieren kann.“

Große Einzelschau im Wiener Künstlerhaus und die erste Monografie

Als Höhepunkt der bisherigen Ausstellungen Alfred Kornbergers folgt 1989 die lang ersehnte Einzelausstellung im Wiener Künstlerhaus. Dieter Schrage, zu diesem Zeitpunkt bereits Kurator für zeitgenössiche Kunst am Museum moderner Kunst in Wien hält die Eröffnungsrede. 

Im Zuge der Ausstellung wird Kornberger einmal mehr das Fehlen einer umfassenden Publikation über sein Werk bewusst und er entschliesst sich zur Produktion seiner ersten Monografie „Alfred Kornberger. Bilder und Graphiken aus den Jahren 1974-1990“, das 1991 im Eigenverlag des Künstlers erscheint und 220 Werke auf auf 238 Seiten abbildet. Beitragsautoren sind Dieter Schrage und Karl Benkovič.

Unter dem Titel „Frauen, Zeus, Affen, Reißnägel und Anderes. Anmerkungen zur Malerei von Alfred Kornberger“ blickt Schrage in seinem Beitrag auf das vielfältige Werk Kornbergers, betont die stets wiederkehrenden Frauendarstellungen wie die Kabarett-Bilder mit Stripperinnen oder die Tänzerinnen aus dem „Moulin-Rouge“ und bemerkt treffend: „Gerne und sehr gekonnt kultiviert er auch das scheinbar Obszöne.“ Innerhalb dieser Gruppe der „üppig-expressiven Frauen-Bilder rage der „Zeus-Zyklus“ hervor, der den Künstler über Jahre beschägtigt habe.“

Kornbergers Themenvielfalt reiche laut Schrage „vom vollen Akt über das beherrschte Porträt bis zum abstrahierenden Stillleben“, aus denen der Autor die „noblen Reißnägel-Stillleben“ namentlich hervorhebt. Dann geht Schrage auf den damals aktuellen, 1989 entstandenen Zyklus „Affe und Frau“ ein: „In lavierten Tuschzeichnungen und Aquarellfarben umreißt der Künstler das tragisch-groteske Spiel zwischen den Geschlechtern. Mal ist es Annäherung, mal ist es Tanz, mal ist es Verlockung und Zurückweisung, mal ist es Masturbation, oft Dressur.“ Auch laut Kornbergers eigenen Worten bedeute der Zyklus „Affe und Frau« die Umkehrung des zwölf Jahre vorher begonnenen »Zeus-Zyklus“: Der Mann ist der kleine Affe, den hier die Frauen dressieren. Es ist die Umdrehung des Zeus. Da war der Mann der Angreifer.“ 

Abschließend resümiert Dieter Schrage: „Überblicke ich fast 20 Jahre Malerei und Graphik von Alfred Kornberger, so komme ich zu dem Schluß: Wenn die malerische Malerei, die traditionsgebundene, an Expressionismus und vor allem auch an den französischen Fauvismus anschließende, in unserer Zeit der vielen Tendenzen und Moden eines Fürsprechers bedarf, so findet diese Position in Alfred Kornberger und seinem Schaffen sicher eine solchen.“ 

Der Beitrag von Karl Benkovič im Kornberger-Buch beschäftigt sich gleichfalls mit einem aktuellen Zyklus von Kornberger: „Neid und Haß“ zur Johannes-Apokalypse, der aus zehn Ölgemälden besteht. Benkovič: „Kornberger hat sich bereits in den 1960er Jahren sporadisch mit dem Thema der Apokalypse auseinander gesetzt und einzelne Themen, wie etwa die Heuschreckenplage, bereits 1989 in eigenen Bildern verarbeitet. Der aktuelle Zyklus stellt nicht alle apokalyptischen Visionen des Johannes dar, sondern nur die, welche den Aspekt der Herrschaft des Bösen und die damit einhergehenden Heimsuchungen und Plagen besonders herausstreichen. Dieser Zyklus zeigt einen ganz anderen Kornberger als den der Frauenbilder.“

Die späten Jahre

In den darauf folgenden Jahren ging Kornbergers Ausstellungstätigkeit deutlich zurück. Es folgten nur mehr kleinere Präsentationen im privaten Bereich, etwa in Arztpraxen oder Geschäftsfilialen. 1993 war Kornberger etwa in der Ausstellung „Das Wiener Künstlerhaus in Schrems“ vertreten.

1995 stellte Kornberger im Juwelenstudio Irene und Martin Bogyi in Wien-Währing aus.

Gleichfalls 1995 erschien von Maria Jelenko-Benedikt in der Zeitschrift Vernissage ein ausführlicher Beitrag zum Thema „Alfred Kornberger. Geschlechterkampf oder Kampf dem Geschlecht?“, wo sie sich kritisch mit der erotischen Ausstrahlung von Kornbergers Frauenakten auseinander setzt: „In ein und dem selben Akt kommt einerseits die Frau als Gebärende, Behütende, sich Offenbarende, also das klassisch passive Klischee der Frau zum Ausdruck, zugleich jedoch die Überlegene, Lust Erregende, die den Mann durch bloßen Voyeurismus „zum Affen“ macht.“ 

Die Autorin hinterfragt „die überholten Klischees der Frau als schwaches, hilfloses Opfer, das der Begierde des Mannes unterworfen ist, Die Frau als Seiende, der Mann als Handelnder, er das Feuer, sie das Wasser. Markant ist dabei auch, dass Kornberger die Frau im Akt (ob in den Liebespaar-Darstellungen, in Striptease-Szenen oder allein, masturbierend), gesichtslos zeigt, als wolle er ihr jegliche ratio entziehen und ihre Existenz auf bloß auf Fleischliche subsumieren.“

Jelenko-Benedikt weiter: „Wenngleich Kornberger auch gesellschaftskritische Aspekte und Themen von menschlichem Hass und Schrecken behandelt, hat er sich dem Guten und Schönen verschrieben und im Mittelpunkt steht dabei die Verherrlichung der Weiblichkeit. Alfred Kornberger bringt seinen Respekt, aber auch seine Begierde als Mann auf das Papier und läßt die Gefühle leben. So ist auch die erotische Spannung spürbar, die den Betrachter auf eigentümliche Art einschließt und der er nicht ausweichen kann.“

Kornberger selbst habe diese Gefühle folgendermaßen ausgedrückt: „Natürlich ist das Malen ohne Akt möglich. Mir aber geht es um die Ergründung des weiblichen Körpers im Augenblick des Malens, den erotischen Moment, der sich auf den Zeichenstift überträgt, das Abbilden einer erotischen Landschaft.“